November 2024. Im Spätherbst, wenn es bei uns üzzelig wird, beginnt die beste Zeit für Törns in den Kanarischen Inseln. Pralle Passatwinde bei sommerlichen Temperaturen hatte ich meiner 8-Mann-Crew vorab angekündigt. Nicht alles ist allerdings vorhersehbar.
Zwei Mitsegler traten wegen akuter Beschwerden vom Törn zurück. Und wir hatten mehr als einen Tag Flaute: Ein großes Tief zwischen den Azoren und der Iberischen Halbinsel, verantwortlich für riesige Regenmengen und Überschwemmungen im Süden Spaniens, saugte unseren Passat regelrecht auf. Kannste nix machen.
Das Klima ändert sich, als Segler sehen wir es. Auch die Vendée Globe Segler, die in diesen Tagen in Richtung Kanaren starteten, bekamen das zu spüren.
So wurde unser 14-tägiger Törn letztlich ein Mix aus schönen Schlägen von Insel zu Insel und ein Herumdümpeln unter Motor. Wichtig: Nie die Ruhe und die Geduld verlieren und die Langsamkeit, diese Anmut des Gleitens, aber auch des Kämpfens unter Segeln genießen. Immer wieder zieht es die Blicke zum 3.715 m hohen Vulkan Teide und zu dem herrlichen Steilküsten-Landscape von Gran Canaria und La Gomera. Und natürlich die Sonnenauf- und untergänge. Oder diese kleinen Häfen, etwa Guimar (Ten.) oder San Sebastian (La Gomera).
Von den verschandelnden Hotelburgenanlagen, die man auch passiert, wollen wir hier lieber schweigen. Aber ja, die sind unübersehbar. Christoph Kolumbus (Bild): Er hatte länger auf La Gomera verweilt, bevor er die neue Welt entdeckte, die just in dieser Woche ihr Antlitz änderte, und das nicht gerade zum Guten. Er dreht sich einmal mehr im Grabe um.




Die Route führte schließlich von der Marina San Miguel/Amarilla im Süden Teneriffas hinüber zu den südlichen Buchten von Gran Canaria, dann deren Westküste hinauf und zurück nach Santa Cruz, der umtriebigen Inselhauptstadt Teneriffas, in dessen Hafen gerade 3 Kreuzfahrtmonster gastierten. Weiter gings nach kurzer Pause die Ostküste Teneriffas hinab und rüber nach La Gomera und schließlich wieder zurück zum Ausgangshafen.
An Bord waren übrigens überwiegend Anhänger des rheinischen Frohsinns. So denn. Am 11.11., und zwar um ziemlich exakt 11:11, gesellte sich ein Schwarm schneller Delphine zu uns und umspielten nackig-neckig das Schiff. Sagt man das so? Ich meinte sogar ein entferntes Alaaf zu vernehmen, kann aber von der Crew gekommen sein. Und ein „Mer lasse de Dom in Cölle…“ geschmettert – damit es der letzte Delphin kapiert.
Auch begegneten wir immer wieder Grindwalen (siehe Bild). Von Zwischenfällen wie kleineren Blessuren am Kopf beim Gang unter Deck bei hohem Seegang abgesehen, sowie einer Leine in der Schraube, die ich in diversen Tauchgängen auf hoher See zu entfernen hatte, gab es keine nennenswerten Zwischenfälle. Schon mal bei 1.000 m Wasser unter dir getaucht? Was für eine Farbe! Welche Tiefe! Denne! Immer nen Handbreit Wasser unterm Kiel!




Alles in allem war es ein vielseitiger, schöner Ausflug entlang dieser drei sehr unterschiedlichen Inseln mit immerhin 240 sm (in 8 Segeltagen) unter dem Kiel. Unser Schiff: die Madeleine, eine Sun Odyssee 53 von gut 16 m Länge * 4,5 m Breite war gut in Schuss, kleinere Holzarbeiten aber erforderlich. Trotz der Größe gelang es in den engen Marinas und kleinen Häfen, stets noch einen Platz zu finden.
Das ist in den Kanaren in dieser Jahreszeit nicht immer selbstverständlich, da sich Anfang November Dutzende Yachten zum Transatlantik ARC-Rennen in den Marinas der Kanaren tummeln. Auch sind nicht alle Häfen immer kommunikativ gut aufgestellt bzw. weder per Phone noch Funk erreichbar. Da heißt es, nicht zu spät festzumachen. Was umgekehrt bedeutet, vor Sonnenaufgang abzulegen. Und das ist einfach nur cool.






Und 2025? Wir schauen mal. Dann wirst es ja hier sehen. Biste dabei? Dann melde dich beizeiten!
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