Lesen und Verkleiden
Die Frankfurter Buchmesse setzt Trends und Themen – doch ein Handelsplatz ist sie nicht alleine. Was mir auffiel war der zunehmende Eventcharakter. So als ob der rheinische Fasteloven in die heiligen Hallen der Literatur hineingeschwappt wäre. Immer mehr und neue Mitglieder diverser superpopulärer Buch- und Figurencommunities mit (nicht nur) Harry Potter & Co Gestalten kommen in voller Verkleidungsmontur und umschweben die Bücherpaletten ihrer Lieblinge. Vor den niedlichen Zelten signierender Autoren zwischen den Hallen 3, 4 und 5 bildeten sich lange Schlangen. Es ist die U20 Generation, die Einzug hält. Manchmal auch mit Eltern.
Beeindruckt fragte ich eine voll verkleidete Protagonistin vor unserem Stand, ob sie sich in einer Promotion-Maßnahme befinde. Völlig daneben. Sie schwärme für … keine Ahnung, habs mir nicht merken können, hatte was mit Punk zu tun oder so. Ja, sie wolle es zeigen, lächelte freundlich ob meines Unwissens und ging ihres Wegs. Wenn das hilft, zum Buch zu greifen – ich finds gut. Vielleicht ist es auch ein Sprungbrett in die gehobene Sprachwelt von Rowohlt, Suhrkamp etc.
Meine mich begleitende Tochter, die nicht nur, aber auch Fantasie liest, schwebte unverkleidet in Halle 1, wo die BookTok Gemeinde sich konzentrierte. Ich nahm es gelassen hin und mischte mich in die Fangemeinden in einigen Ständen in Halle 3, wo ansonsten die Verlage gehobener Literatur ihre Teppiche ausrollten. Ravensburger, mir bis dato als Spieleverlag bekannt, hat z.B. das jugendliche Fantasie-Klientel entdeckt. Ich staunte, welche Bücherstapel sich hier befanden und dahin schmolzen wie der Schnee in der Frühlingssonne. Sagt man das so in der Fantasiewelt? Ich gebe es zu, mir fehlen die Worte.
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